Entwicklung
Ab 1995 erste Versuche in Ton oder Gips zu modellieren. Darauf folgte eine Phase mit aus Leinwand gestalteten Figuren. Um diese haltbarer zu machen, wechselte er zum kalten Verformen von Kupferblechen. Danach folgten zahlreiche Experimente mit flüssigem Eisen. So entwickelte er über Jahre seine eigene Technik. Sein Werk besteht ausschliesslich aus handgefertigten Unikaten.


Die Entdeckung seiner Bildhauerei.
Der Künstler hatte als Kind das Glück, aufgrund der vielen kulturreichen Reisen seiner Eltern viele heute kaum noch zugängliche Kultstätten aus der Stein- und Bronzezeit in unberührter Natur besuchen zu können. Diese Reisen waren oft begleitet von ungenauen Wegbeschreibungen, Sprachbarrieren und Straßen, die bestenfalls als Bachbett klassifiziert werden konnten.
Eine abenteuerliche und gefährliche Reise von Bern über Algerien, Niger und Nigeria bis nach Kamerun, begleitet von einem Hund, hat einen tiefgreifenden Einfluss auf den jungen Mann ausgeübt. Mehrere Jahre später empfand er den starken Wunsch, sowohl über sich selbst als auch die Welt um ihn herum mehr zu erfahren. Er probierte verschiedene Ausdrucksformen aus, verwarf sie jedoch bald wieder als untauglich. In der Folgezeit widmete er sich nächtlichen Experimenten mit einer selbst gebastelten Camera Obscura, frühmorgendlichem Zeichnen und nachmittäglichem Modellieren von Aktfiguren am Küchentisch.


Zudem nahm er an Kursen für Holzschnitt und Lithografie teil. Sein Eindruck verdichtete sich allmählich, dass die Zeichnung für ihn das beste Medium sei, obwohl er noch weit von zufriedenstellenden Ergebnissen entfernt war. So beschloss er schließlich, sich ausschließlich der Zeichnung zu widmen und betrachtet das Erlernen dieser Kunst bis heute als eines seiner größten Abenteuer. Dabei stellte er sich grundlegende Fragen über seine Wahrnehmung und das Sehen selbst, sowie über die Möglichkeit, seine eigene Wahrnehmung zu kontrollieren. Dieses Forschen und Entdecken fesselte ihn so sehr, dass er es als Besessenheit empfand.
Wie kam es dazu, dass sich der Fokus seiner Arbeit auf Skulpturen richtete?
Obwohl Skulpturen aufgrund ihrer physischen Eigenschaften nur von einer Seite aus betrachtet werden können und somit höchstens Reliefcharakter aufweisen, ist es unser Wissen über ihre räumliche Dimensionalität, das unsere Wahrnehmung von ihnen beeinflusst. Eine dreidimensionale Skulptur, wie zum Beispiel ein Kopf, wird von uns nicht als flache Scheibe wahrgenommen, wenn wir sie von vorne betrachten. Stattdessen fügen wir unser Vorwissen über die räumliche Ausdehnung von Objekten hinzu und schaffen damit eine konstruierte Wirklichkeit.


Der Bildhauer ist sich bewusst, dass er nicht der erste ist, dem auffällt, dass beim Zeichnen die Möglichkeit fehlt, das Dargestellte intensiver zu begreifen. Die Zeichnung vermag dies nur begrenzt zu leisten. Im Gegensatz dazu kann die Skulptur einen räumlichen Eindruck und den daraus resultierenden Ausdruck im Raum erzeugen. Aus diesem Grund erschafft der Bildhauer Skulpturen.
Das Zeichnen stellt zweifellos eine künstlerische Ausdrucksform dar, welche auch von namhaften Bildhauern intensiv genutzt wird. David Lewi ist sich stets der Tatsache bewusst, dass sein zeichnerisches Werk lediglich den Anfang eines langen Schaffensprozesses darstellt. Vielmehr fasziniert ihn die Skulptur auf eine andere, tiefgreifende Weise. Der Moment, in dem eine flüssige, glühende Masse aus Eisen Gestalt annimmt, entfaltet eine unbeschreibliche Faszination. Skulpturen sind nicht nur visuell wahrnehmbar, sondern auch haptisch erfahrbar. Ein Bild oder eine Zeichnung hingegen bleiben lediglich ein Gegenstand, welcher zwar Illusionen hervorrufen kann, aber letztlich nur eine Erinnerung oder Fiktion auf Leinwand oder Papier darstellt. In dieser Hinsicht besitzen Skulpturen einen existenzialen Charakter, der in der bildenden Kunst seinesgleichen sucht.
